Ricarda steht für Kraft und Kühnheit. Ricarda hat zweieinhalb Jahre unter den Nachstellungen, Drohungen und Gewalttaten gelitten. Ricarda das bin ich - ich habe angefangen zu kämpfen. Ich bin umgezogen, habe den Mann, der mich stalkte, vor Gericht gebracht, habe mir Hilfe gesucht. Nicht immer mit Erfolg. Die Kosten etwa für Gerichtsverfahren und Kontaktsperren habe ich fast immer allein getragen. Auch für die Traumatherapie, die mir bei der Verarbeitung half, habe ich keine Unterstützung bekommen.
Im Dezember 2015 schrieb ich eine Petition zum Stalking-Paragraphen § 238 StGB und zur Verbesserung der Opferrechte und Entschädigung der Opfer von Gewalttaten (Opferentschädigungsgesetz).
Ich hätte mir gewünscht, in dieser schweren Zeit eine Anlaufstelle und Ansprechpartner zu haben. Daher beschloss ich, aktiv zu werden und eine Selbsthilfegruppe für Stalking-Betroffene im August 2017 ins Leben zu rufen. Ich habe ihr den Namen "Konsequent" gegeben, weil das der Schlüsselbegriff für mich gewesen ist. Konsequenz war der Rat, den ich von der Polizei erhielt, die mich zeitweise täglich zur Arbeit begleiten musste.
Heute weiß ich, welche Wege nötig sind. Und ich will anderen Betroffenen dabei helfen, sie zu gehen.
Ich bin keine Therapeutin, kann niemanden helfen, sein Trauma zu überwinden. Und auch eine Rechtsberatung ist nicht Sinn meiner Selbsthilfegruppe für Stalking-Betroffene in Düsseldorf.
Ich will Mut machen!
Zur Strategie jeden Stalkers gehört es, sein Opfer zu isolieren. In meiner Selbsthilfegruppe können sich Betroffene treffen, völlig geschützt in der Anonymität sich einander anvertrauen, Informationen austauschen.
Ich kenne das Gefühl der Ohnmacht, Hilflosigkeit und habe geglaubt, der Alptraum höre niemals auf. Gefühle wie Angst, Wut und Traurigkeit waren mein ständiger Begleiter während dieser Zeit.
Deshalb will ich nun anderen helfen, aus ihrem persönlichen Alptraum auszusteigen.
Was viele immer noch nicht wissen: Stalking ist kein Zeichen großer Liebe, es ist auch kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat, auf die bis zu drei Jahre Haft drohen.
Um die Betroffenen allerdings kümmert sich auch im Fall einer Verurteilung des Täters niemand.
Die Folgen für die Betroffenen sind vor allem seelische Verletzungen, die sie oft über viele Jahre danach noch belasten. Selbst wenn der Täter bestraft worden ist, leben nicht wenige noch immer mit der Angst, er könnte eines Tages wieder auftauchen.
Die wenigsten haben nicht die Kraft sich gegen diese Angriffe und Nachstellungen zu wehren. Der Leidensweg ist sehr lang und es ist schwierig damit umzugehen, wenn man niemanden hat, der sich in einem hineinversetzen kann. Der Impuls für die Gründung der Selbsthilfegruppe kam, als ich im Wartezimmer der Traumatologie in Krefeld die Mutter eines jungen Mädchens kennen lernte, das auch zum Stalkingopfer wurde: "Damals habe ich mir geschworen, wenn ich wieder gesund bin, werde ich mich dafür einsetzen, dass es in Düsseldorf eine Anlaufstelle für alle gibt, die Hilfe brauchen."
Bitte bleiben Sie gesund und auch seelisch !